Mittwoch, 28. April 2010

Auto Ade


Das Handy vibriert unter meinem Kopfkissen. Montag morgen- aufstehen.
Gestern Abend- war leider kein Traum.

Wer hätte gedacht, dass das so enden würde?

Wir hatten einen so interessanten Abend mit den Leuten
in der Baptist Church Alexandra. Es war auch unser letzter Abend
dort. Wir setzten uns also in unser schönes Auto, bereit die 30km zurück
nach Roxburgh zu fahren. Wir sprachen über den Abend, über
die nächsten Tage, den Rückflug, wir sprachen über unser Auto:
diese Freiheit, dieses Eigene und Flexible- wie kann man aufgeben, was man am meisten genießt?

Aber das ging schneller, als wir denken können. Kaum waren wir über den Berg, fing das Auto an zu rattern. Das kommt vom Motor, sagte Edy. Wir fuhren links ran, realisierten, wie verdammt heiß das Ding geworden ist, öffneten die Haube und sahen uns das Ganze mal an. Natürlich konnte man nichts offensichtliches sehen. Offensichtlich war aber, dass irgendwas im Herz des Motors aus der Balance war (vermutlich ein Zylinder).
Offensichtlich war auch, dass wir kein Handy da hatten, keine Telefonnummer hatten und standen in der Dunkelheit, irgendwo im Nirgendwo.
In 15 Minuten kam kein Auto vorbei, das in unsere Richtung fährt. Da vermisst man schon
deutschen Verkehr. Das dritte Auto, das in die entgegengesetzte Richtung fuhr, hielt an und fuhr uns in seinem brandneuen Wagen zurück.
Da ließen wir es stehen, unser Eigentum, unsere Flexibilität, unsere Freiheit- blinkend
am Straßenrand.

Wir haben es dann mitten in der Nacht noch abgeholt, nach Roxburgh gebracht und heute morgen, da Edy grad vom Autodoktor kommt, wissen wir was es ist:
nicht ein Zylinder, sondern zwei. Und laut Mechaniker vemutlich ein Riss im Zylinderblock.
Jetzt kriegen wir nicht unsere 1500$, sondern höchstens 200$.

Da haben wir unserem Auto direkt das Herz gebrochen, als wir es verkaufen wollten.

Jetzt kriegen wir es nur für läppische 150$ verkauft.
Aber uns geht's gut. Fahren morgen mit unserem Nachbarn hoch nach Christchurch. Das ist
immerhin etwas.

Und zum Ende hin wurde das Apfelpflücken auch ganz gut.
Vorgestern haben wir zusammen etwas mehr als sieben Bins gepfückt (in der Regel lagen wir bei 5). Also doch noch ein Erfolgserlebnis.


See you guys soon! Bis in zwei Wochen!

Montag, 19. April 2010

Genug von Äpfeln

Langsam neigt sich unsere Zeit hier dem Ende zu.

Nächste Woche Mittwoch haben wir unseren letzten Arbeitstag. (Wenn wir nicht vorher schon rausgeschmissen werden.) Wir arbeiten so schnell wir können und trotzdem sind wir zu langsam. Zudem ist dieses Jahr wohl die schlechteste Saison seit die Leute sich erinnern können und manchmal stellen wir die Leiter auf um nur drei Äpfel zu pflücken. Wir brauchen drei GUTE Bäume um unsere Tasche voll zu machen- normalerweise aber mehr. Ohne Müll zu pflücken kommen wir nie auf unsere sechs Bins am Tag. Und unser Bestes waren bisher 5,5 Bins. Wir arbeiten so hart wir können und erarbeiten uns nichtmal den Mindestlohn. Ihr könnt euch vorstellen, dass dieser Job sehr frustrierend für uns ist. Daher sind wir sehr froh, dass wir jetzt ein paar Tage frei haben und danach auch nur noch eine Woche arbeiten müssen.

Am Samstag hatten wir eine Geburtstagsparty in unserer Lodge. Ein japanisches Mädel aus der Gegend hatte Geburtstag und so hatten wir ein paar Leute aus aller Welt hier: Franzosen, Argentiner, Japaner, Chiler, Neuseeländer und unsere russlanddeutsche Wenigkeit.

Gestern, am Sonntag, hatten wir einen sehr interessanten Gottesdienst, gestaltet von einem Team von den Salomon Inseln. Auch hier waren wieder Leute von überall da. Dieses multikulturelle schockt uns hier schon lange nicht mehr und wir werden es wohl sehr vermissen, wenn wir zurück kommen.

Wir freuen uns schon sehr auf Zuhause. Bis dahin beschäftigt uns nur noch die eine Sorge: wo werden wir unser schönes, eigenes, ungeputztes Auto los?

Mittwoch, 7. April 2010

Aua sagt der Apfel Bauer

In Roxburgh angekommen, haben wir alles gefunden was wir brauchen: eine kleine Innenstadt mit allem was das Herz begehrt, eine kleine Gemeinde mit netten Menschen, eine Unterkunft, einen Job… nur kein vernünftiges Internet.

Wir hatten nun unsere ersten beiden Arbeitstage. Wir fangen um 7:30 Uhr an, arbeiten bis 4 oder 5 und in der Zwischenzeit machen wir nichts anderes als mit unserer Pflück Tasche von einem Baum zum nächsten zu gehen, die rötesten Äpfel zu pflücken. Dabei schleppen wir immer unsere ach so leichte Aluminium Leiter von A nach B, auf Dauer so leicht, dass ich Rückenschmerzen habe und mein rechtes Handgelenk bei jeder Kleinigkeit rumheult. Edy scheint das ganz gut zu machen, noch nicht so gut, wie die erfahrenen Pflücker, aber gut. Ich dagegen fühl mich wie der schwächste Schwächling. Ich habe den ganzen Tag gebraucht um nicht einmal zwei Kisten zu füllen. Während ich eine halbe voll mache, macht mein Nachbar aus Vanuatu zwei ganze Kisten voll. Das ist so frustrierend. Ich versuche schon so schnell zu arbeiten, wie ich kann, habe keine 5 Minuten Pause gemacht und hab sogar von meiner halben Stunde Lunch Zeit zehn Minuten abgestrichen. Ich hab mir nicht mal einen Klo Gang erlaubt.

Wir hatten ja keine Ahnung was für einen Luxus wir in Te Puke hatten mit unseren 15 Minuten Pausen um 10 und 15 Uhr und den 14$ die wir pro Stunde bekommen haben. Hier bekommen wir grade mal 12,75$. Aber vielleicht ändert sich das, wenn wir schneller werden und morgen mit der anderen Apfelart anfangen, bei der wir nahezu alles vom Baum pflücken können, wo wir gestern und heute manchmal die Leiter aufgestellt haben um nur zwei Apfel zu pflücken.

Geht mal in den Supermarkt und kauft euch ein paar Fuji Äpfel, genießt die saftige Frische und denkt dabei an uns. Wir denken ständig an euch.

p.s. Ein offizielles Danke für all die lieben Glückwünsche zu meinem Geburtstag. Ihr habt ja keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet!

Dieses Blog durchsuchen